Mal wieder eine Meldung aus London.
Gestern hatte ich meinen ersten direken Schülerkontakt - ich hospitierte in zwei Schulstunden und beschränkte mich vorerst noch darauf, durch den Raum zu laufen, den Schülern über die Schulter zu schauen und ein wenig Smalltalk zu halten. Es handelte sich bei den 2 Stunden um 2 verschiedene Klassenstufen. Einmal A bzw. AS bzw. A2 und IB Standard, High und Higher.
Das oft zitierte A-Level, also das Abitur, erhält man dann, wenn man in einem Fach sowohl ein AS- sowie einen A2-Kurs besucht hat.
IB steht für International Baccalaureate und ist eine Art "international anerkanntes Abitur".
Die A-Leute waren ausgesprochen nett, überraschend waren für mich allerdings die vergleichsweise großen Niveauunterschiede innerhald ber Klasse. Manche können sehr gut lesen, andere können es gar nicht. Aber daran werde ich schon arbeiten...
Die Schüler waren sehr neugierig und fragten mich alles mögliche, natürlich nur auf Deutsch, denn alles andere blockte ich ab.
Die IB-Klasse ist nach Aussage der Lehrerin der Ansicht, sie sei etwas besseres. Alle 3 Gruppen dieses Abschlusses haben ihren Unterricht gemeinsam und, der Lehrerin zufolge, mögen die sich nicht, sodass sich alles in kleinen Gruppen zusammensetzt. Die Lehrerin scheint mir hier etwas überfordert. Zum einen kann sie den Schülern nichts logisch erklären, andererseits ist sie selbst so verwirrt, dass sie Aufgaben im Buch bearbeiten möchte, die sie aber bereits vergangene Woche als Hausaufgabe aufgab und bereits durchgesprochen hatte.
Am Donnerstag hat sie der einen Klasse auch erzählt, dass man am heutigen Freitag in Deutschland einen Feiertag habe, denn da sei nämlich Wiedervereinigung. Ah ja! Ich habe mal den Mund gehalten...
Die Lehrerin kann, obwohl (oder gerade weil?) sie selbst aus Bayern kommt, kein richtiges Deutsch (mehr).
Sie konzentriert sich meist auch nur auf eine Seite der Klasse, von der anderen bekommt sie nichts mit, sodass dort dann auch schonmal (deutlich hörbar) Musik gehört hat. Das Schicksal wollte es, dass sie ihr Buch vergessen hatte und dieses erst aus dem Lehrerzimmer holen musste. Somit oblag die Aufischt meiner Wenigkeit. Zur Überbrückung wurde ein Text mit Fragen ausgeteilt, der bearbeitet werden sollte.
Die Sitzordnung war wie folgt: Links die Schlauen, rechts die Fortgeschrittenen und in der Mitte die ... underachiever.
Während rechts gearbeitet wurde, zog man es in der Mitte noch vor, miteinander zu quatschen und links spaltete sich das Ganze in eine arbeitende Gruppe und eine Musik-hörende Gruppe auf.
Da die Musikhörer nach und nach auch die Arbeitenden störten und von der Arbeit abbrachte, sah ich mich gezwungen einzugreifen. Stand ich auf, lief zum Unruheherd und fragte nach, ob man denn mit dem Text zurechtkäme. Schnell wurde die Musik ausgemacht. "Ja ja, alles okay!".
"Ah ja. Ich sehe ihr habt auch schon fast alle Fragen beantwortet! Dann macht mal schön weiter."
Also machte man sich unter dem Gekichere der anderen notgedrungen an die Arbeit. Gekichert haben übrigens überwiegend die anderen Schüler aus der schlauen Gruppe. Genauer gesagt waren das alles Damen im zarten Alter von 17 Jahren, darunter auch Anna und Fiona, deren Mutter Deutsche und somit auch der Grund ist, weshalb sie die absoluten Sternchen im Kurs sind. Mit den beiden werde ich sicherlich sehr gut arbeiten können.
Später eröffnete ich den Schülern, dass sie ab nächster Woche einen wöchentlichen Kurs bei mir haben werden. Da die Musikhörer das aber wegen ernuter Unaufmerksamkeit nicht mitbekommen hatten, sagte es ihnen wenig später nochmals eine Mitschülerin...mit dem Nachsatz "no - seriously!". Sie sahen sehr begeistert aus, nach der Aktion vorhin ab sofort bei mir Unterricht zu haben - denn offiziell bin ich auch befugt, den Schülern Noten zu geben. Auch wenn mir die Lehrerin die Kompetenz gleich wieder genommen hat. "Da bitte ich Dich, mir das zu überlassen...da ich die Schüler ja auch besser kenne."
Nächste Woche werde ich mit meinen eigenen Stunden beginnen, da ich am Dienstag im Goethe Institut in London sein werde, wird der eigene Unterricht nicht vor Donnerstag stattfinden können, obwohl ich gerne schon früher angefangen hätte.
Allerdings habe ich mir heute schon für die A/A2-Klasse etwas überlegt, was ich während der Stunde machen möchte. Mal schauen, ob ich das bis dahin auch noch so beibehalte. Es ist eben derzeit noch etwas schwierig, Dinge herauszusuchen, da ich nur bedingt einschätzen kann, ob es vielleicht nicht doch zu schwer für die Kids ist.
Heute habe ich mir ein Bankkonto eröffnet - bei der HSBC, weil die Schule mir ein Schreiben mitgegeben hatte, das an die Bank adressiert war. Ich persönlich hätte die Barclays Bank bevorzugt, aber was soll man da machen? Sicherlich kassieren die jetzt hinter meinem Rücken Geld zur Kundenwerbung. Alles Kapitalistenschweine.
Ab heute bin ich übrigens alleine für Hund verantwortlich. Meine host family ist über das Wochenende nach Manchester zu einer Hochzeit gefahren und auch die Tochter Jessica ist weg, sie ist über das Wochenende bei Freunden in Bristol.
Zur besseren Handhabung wurde mir eine Bedienungsanleitung für den Hund geschrieben, und darauf findet sich auch das Wort "poo bag", das zuvor zu keiner Zeit erwähnt wurde O.o
Ich glaube, ich lass den Hund einfach 2 Stunden draußen im Garten und mach die Terassentür zu. Dann wird der schon all das machen, was er machen will.
Das tolle an der Bedienungsaleitung ist übrigens, dass der Name von Hund ganz oben steht: Saffy!
Mit dem Verlassen der übrigen Bewohner wurde es übrigens bei Cécile im Zimmer etwas lauter als gewöhnlich. Es rumpelte und polterte - keine Ahnung was sie da genau gemacht hat, eigentlich will ich es auch nicht wissen. Aber vielleicht waren es ja die Hormone.
Bye bye Sheffield
-
Ja meine Lieben, nun ist es soweit. Heute ist mein letzter Tag in
Sheffield. Ich habe jetzt alles fertig gepackt und bin abmarschbereit. Ist
irgendwie komi...
vor 14 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen