Freitag, November 30, 2012

Endlich mal wieder ausschlafen!

Heute früh gönnte ich mir den Schlaf der Gerechten. Egal was war, ich schlief weiter. So kam es dann auch, dass ich um 8:10 Uhr aufwachte und voller Entsetzen feststellen musste, dass mein Unterricht bereits seit 30 Minuten läuft. Da ich mich nicht erinnern kann, dass der Wecker klingelte, ich diesen aber vorm Schlafen extra noch einmal kontrolliert hatte, vermute ich, dass das feine Gerät verschlafen hat und in Folge dessen ich. Notiz an mich: Gerät nachher nochmal prüfen!

Also nichts wie raus aus den Federn und nach einem Schnellprogramm saß ich -tatsächlich- binnen 5 Minuten im Auto und war auf dem Weg zur Schule. Natürlich waren wieder Senioren und sonstige Schnarchnasen vor mir, die im Straßenverkehr wohl weder ein Ziel noch Zeitdruck haben und somit, wohl auf der Suche nach sich selbst, durch die Straßen schleichen.
In der Schule angekommen begann die Parkplatzsuche, die ich zum Pausenbeginn abgeschlossen hatte. Dann, möglichst unauffällig, ins Lehrerzimmer rein und auf Besonderheiten achten. Doch da war nichts. Sehr gut.
In der Pause schnell noch zur Oberstufenklasse laufen, die ich gerade hätte haben sollen. Die fragten natürlich, wo ich denn gewesen sei, hatten sich, als ich nicht auftauchte, aber -aus der Sicht eines Schülers sowie eines Zuspätkommenden- absolut richtig verhalten: Sie haben die Klappe gehalten und sich selbst beschäftigt. Wohl nicht mit dem Fach, aber das wäre wohl zu viel verlangt. Somit habe ich die Stunde verschlafen und so wirklich bemerkt wurde es gar nicht. Da stellt sich die Frage, inwieweit man das noch auf die Spitze treiben kann!
Aber ich hoffe einfach, dass das nie wieder vorkommt. Für die Schüler überlege ich mir jetzt noch eine kleine Entschädigung - denn die mussten ja früher aufstehen.

Samstag, November 24, 2012

Pädagogenleben

Der Ex-Chef beschwert sich wieder einmal, weil es hier so still geworden ist. Recht hat er.
Aber ich muss ehrlich gestehen, dass der Elan ein wenig fehlt. Zum einen wohl, weil ich derzeit keine sonderlich kreative Phase habe, zum anderen weil ich nach der Schule auch nicht so richtig die Motivation und Zeit aufbringen kann.
Derzeit gibt es neben Unterricht immer wieder Sitzungen, Konferenzen, Besprechungen und -als Highlight- eine vom Rektor Zwangsfortbildung fürs gesamte Kollegium. Der Pädagoge Dr. Heinz Klippert war für einen Vortrag in der Stadt und der Rektor meinte, das sei doch eine gute Gelegenheit, alle gezwungenermaßen dorthin zu schicken. Gesagt, getan. Nur der Rektor war verhindert und konnte leider nicht anwesend sein...

Im nächsten Schuljahr werde ich eine 9. Klasse als Klassenlehrer übernehmen und darf mit denen auch gleich ins Schullandheim gehen. Dafür gibt es am Montag um 19:30 einen Elternabend um den Eltern das Ziel vorzustellen. Auch das ist Arbeitszeit. Nur eben unbezahlt.

Das größte Highlight am Beruf war eine Kollegin, die mich um Unterstützung bat. Als hilfsbereiter Mensch fragte ich, was ich für sie tun könne, und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Im nächsten Schuljahr werde ich wenige Tage nach der Rückkehr aus dem Schullandheim für 6 Tage als Begleitperson eines Schüleraustauschs in Madrid sein. Wooho, sowas kann es echt häufiger geben!

Ansonsten gab es kürzlich ein wenig Aufregung wegen einer 12-jährigen Schülerin. Seit den Sommerferien erhielt sie Post und per Paket versandte Kuscheltiere von einem Unbekannten, was vor wenigen Tagen darin gipfelte, dass ihre Entführung angedroht wurde. Um die Sache kurz zu machen: Der Täter ist gefasst und geständig. Was für kranke Menschen es doch gibt!

Soweit einmal die neuesten Meldungen. Etliches habe ich sicher vergessen und werde es noch nachreichen müssen. Hilfreich wäre es da natürlich, wenn das Fabulieren wieder mehr Spaß machen würde. Derzeit ist es eher eine Last, die sich zu den anderen Lasten wie Frauen, Korrekturen, Erkältung (mittlerweile aber schon fast ausgeklungen), Papierkram, Schüler, Parteiaufgaben etc. dazugesellt.
Und ich stelle zum Abschluss wieder fest, dass ich fast nur über die Schule geschrieben habe. Schrecklich.

Montag, November 05, 2012

Von traurigen Kindern und (Krokodils-) Tränen

Sollte ich irgendwann einmal gefragt werden was ich gut kann, so werde ich getrost mit "Kinder zum Weinen bringen" antworten.
Zuletzt mal wieder heute in einer 7. Klasse geschehen. Zunächst hatte der betroffene Knabe fristgerecht seine Strafarbeit aus der letzten Stunde abgegeben. Das Stören des Unterrichts ging trotzdem wieder weiter. Nach mehreren Mahnungen und einer "letzten Warnung" war es dann doch wieder passiert und die Sanktionsgewalt brach über den jungen Mann herein, der alsbald nicht mehr als ein Häufchen Elend war: Dicke Tränen rannen die Wangen hinab und in die Richtung, die den Grad an Verständnis für die Aktion widerspiegelte.
Unter uns: Ganz allein war ich dafür nicht verantwortlich. In der Stunde zuvor gab es die Deutscharbeiten zurück und die sind wohl nicht sonderlich gut ausgefallen. Umso größer wohl des Schülers Furcht, neben der Klassenarbeit nun schon wieder eine Strafarbeit zur Unterschrift zu Hause vorzulegen.
Aber das war noch längst nicht alles: Beim Betreten des Klassenzimmers hockte ein anderer Schüler der Klasse mit glasigen Augen, die jeden Moment überzulaufen drohten, neben der Tür. "Da war wohl Gewalt im Spiel", war zunächst mein Gedanke. Doch auch hier war die Ursache der Bekümmertheit in der Deutscharbeit zu finden: Eine 4 hatte es gegeben und das wiederum habe beim Filius ein vierwöchiges "Kontaktverbot" zur Folge (Hausarrest nannten wir das früher). Ganz blöd war da die Tatsache, dass aufgrund einer früheren, verhauenen Klassenarbeit die vier Wochen Arrest just an diesem Tag ausgelaufen waren. Somit war nun, um im Fußballjargon zu sprechen, von einer Verlängerung auszugehen.
Bei all der Verzweiflung konnte ich einmal mehr mein pädagogisches Feingefühl ins Spiel bringen, das ich nirgendwo gelernt und auch nicht als sonderlich ausgeprägt bezeichnen würde. Allerdings klappt es, zu meiner eigenen Überraschung, meist doch irgendwie: Nachdem ich dem Schüler ausredete, weiter nach einem Messer zwecks Suizids zu fragen bzw. dieses Vorhaben in die weitere Planung seines Tages aufznehmen, schickte ich ihn mit einem Mitschüler auf eine kleine Tour durchs Schulhaus - "um sich zu beruhigen". Ehrlich gesagt wollte ich das Problem nur möglichst schnell los werden um mit meiner Stunde anfangen zu können. Schließlich stand die halbe Klasse auf dem Gang und machte Krach. Nach gut 5 Minuten kamen die beiden dann wieder ins Klassenzimmer zurück und die Welt schien nun schon wieder etwas besser auszusehen. Sicherheitshalber habe ich der Klassenlehrerin noch Bescheid gegeben und empfohlen, ggf. das Gespräch mit der Mutter zu suchen. Das habe es aber vor einigen Wochen schon gegeben und die Mutter zeigte sich da wohl sehr schockiert davon, welche Geschichten sich der Junge ausdenke - wohl in der Absicht, sich doch noch eine bessere Note zu verschaffen. Morgen wird sie aber das Gespräch mit dem Jungen suchen. Warten wir mal ab.
 
© [d-pa] 2006-2013