Im Studentenjob ist man ja gewöhnlich immer der Arsch für andere und der Depp gleich dazu. Bei mir ist das nicht anders - ganz und gar nicht. Eigentlich lief mein Dienst wie im Lehrbuch. Wäre da der Morgen nicht gewesen. Denn dort lief mir zunächst mein Freund MR über den Weg, der mittlerweile aber wesentlich aufgeschlossener ist als früher. Doch dann kam Hajro, der Platzwart, die Treppen hinauf und grüßte mich. Seinem allmorgendlichen Ritual folgend, schaute er von der Terrassentür einem römischen Imperator gleich auf seine Gefolgschaft herab. Nur waren das in seinem Fall eben die Grashalme auf dem Trainingingsplatz. Mit denen hat Hajro ein sehr inniges Verhältnis. Sie scheinen ihm wahrlich zuzuflüstern wo ihnen der Schuh drückt. Und das war auch heute so. Erzürnt vor Wut und mit weit aufgerissenen Augen stürmte er auf mich zu und fragte, wer da draußen auf dem Rasen gekickt hätte. Ich wollte zunächst auf die Knie fallen, seinen Ring küssen und reumütig um Gnade betteln, doch dann fiel mir ein, dass ich an der Sache ja per se gar nicht schuld war. Also überlegte ich kurz und dann erinnerte ich mich, dass gestern bei Dienstantritt zwei Jungs auf dem Rasen trainiert hatten. "Wieder die zwei Schwarze!", so Hajro, "muss ich mit die Trainer sprechen. Geht nicht sowas. Rasen braucht 2 Tage Ruhe und jetzt [unverständliches, ca. zweiminütiges Gemurmel]... 2 Tage Ruhe." Er ging zur Kaffeemaschine und ich nutze diese Gelegenheit sofort, mich seinem Zorn zu entziehen. Also nichts wie weg und - direkt in die Arme der Putzfrau. "Bist du der Student?" Normalerweise hätte ich jetzt erst gefragt um was es denn ginge um dann zu entscheiden ob ich "der Student" sein möchte oder nicht, aber aus irgendeinem Grund antworte ich geradewegs mit einem "Ja". Ich hätte es nicht tun sollen. Denn so hielt sie mir einen Vortrag darüber, dass die Studenten morgens immer das Geschirr machen und sie das jetzt machen musste. Sie mag vielleicht damit recht haben dass es manche machen, aber vertraglich notiert ist das keineswegs. Und da ich Beamter bin, trifft das für mich ja ohnehin nicht zu (Beamter zu sein ist übrigens eine Ausrede für nahezu alles - sehr praktisch!) "Aha. Gut, dann weiß ich jetzt Bescheid!" Und noch während ich das sagte, hatte ich mir vorgenommen, den Kram, diesmal waren es 5 Teller, das nächste Mal auch stehen zu lassen. Oder wir machen einfach einen Berufstausch. Ich putze für die Putzfrau und sie macht meinen Job. Argh!
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