Montag, November 17, 2008

Meilenweit

Heute hatte ich meinen freien Tag und den habe ich um 10 Uhr begonnen.
Raus aus dem Bett, rein in die Klamotten, Schuhe geschnürt Mülltüte gepackt und diese potzblitz unten in der Mülltonne verschwinden lassen. Dann ging es schnellen Schrittes langsam die Broad Street runter, zum maritimen Hafen. Davor aber noch zur Bank, einen Scheck einlösen und die Adressänderung veranlassen. Gesagt, getan.
Am "Hafen" angekommen, entschied ich mich spontan, einen kleinen Spaziergang entlang der Themse zu machen. Richtung Kingston. Laut Schild 2,75km entfernt. Hmmm...muss man ja nicht komplett gehen, den Weg.
Aber es kam, wie es kommen musste, plötzlich stand ich doch mitten in Kingston. Erst hatte ich gedacht, dort ins Shoppingcenter zu gehen und mir die einzelnen Geschäfte anzuschauen. Aber erstens war ich dort schon einmal und zweitens hatte ich in Erinnerung, dass es in Kingston doch einen LIDL gab. Von der englischen Küche nicht gerade verwöhnt, machte ich mich also auf die Suche nach besagtem Supermarkt, der überwiegend deutsche Qualitätsartikel führt. Leider hatte ich auch an diesem Tag kein Internet und hatte somit vorab nicht nachschauen können, wo sich die Filiale denn nun befindet. Daher lief ich kreuz und lief ich quer durch das Städtchen, vorbei an allerhand interessanten Geschäften und noch interessanteren Menschen, die wohl nur darauf zu warten schienen, beobachtet zu werden.
Darunter die Jungen, die sorgenfrei und voller Spaß durch die Straße hüpften und sich ihrer Kindheit erfreuten, und die Alten, die, sich wie eine Krabbe fortbewegend, offensichtlich Tag um Tag darauf lauern, der Gesellschaft den letzten Dienst zu erweisen. Aber ich verliere mich im Detail.
So lief ich, nicht ganz jung aber auch noch nicht alt, durch die Straßen jener Stadt, von links nach rechts blickend, jede lebende Szenerie aufsaugend.
Kein LIDL in Sicht.


Doch dann, wie von Geisterhand erblickte ich das Schild und stellte fest, dass ich einmal mehr unbewusst, wie von einer höheren Kraft gelenkt, den richtigen Weg gegangen und an meinem Ziel angekommen war.
Schwupps, schon war ich drin und ein Teil des Menschenknäuels, das sich langsam aber stetig durch die Gänge zwängte.
Deutsches Brot! Fantastisch! Schnell hinein, in das Körbchen, dazu noch Gewürze, Zitronensaft, Brokkoli und ... einmal, zweimal, dreimal musste ich den Markt danach absuchen und war fast den Tränen nahe, als ich es sah: Deutscher Lebkuchen! Ich liebe Lebkuchen! Und zwar nicht den mit den Oblaten unten dran (bäh), sondern den mit Zuckerguss oben drüber. Köstlich! Ein Königreich für Lebkuchen! Daher wanderten gleich mal 7 Packungen in meinen Korb und später, nach dem Bezahlen, in meine Tasche. Den Weg nach Hause fuhr ich mit dem Bus, da ich auch noch Haushaltsartikel eingekauft hatte und nicht das Risiko eingehen wollte, die vor dem zerbersten stehende Tüte gut 1,25 Stunden nach Hause zu tragen. In der Wohnung angekommen wurde gleich die erste Packung Lebkuchen geöffnet. Ein wahrhaftiger Genuss; das habe ich vermisst.
Aber es gibt wichtigeres auf der Welt. Zum Beispiel Internet. Das ging nämlich gestern mal wieder nicht und daher ging ich runter ins Cafe um einen Tee für 1,60 Pfund zu genießen und nebenbei den neuen Code für das Internet in Erfahrung zu bringen. Irgendwie war es der gleiche wie gestern, aber gestern hat das Internet kein bißchen mehr funktioniert, obwohl der gleiche Code eingegeben wurde.
Anyway, nun ging es ja wieder. Nach dem Tee ging es wieder in die Wohnung. Mittagessen. Irgendwann trudelte dann auch der Rest der WG ein, das eigene Internet hat natürlich wieder niemand bestellt. Cécile meint nämlich, wir könnten auch mit dem Internet vom Café gut auskommen. Klar, wenn man morgens um 6 aufsteht und um 21 Uhr ins Bett geht, dann mag das der Fall sein. Aber nicht bei mir *Finger heb*.
Marc scheitert am Englisch, María hat wohl wieder Angst, von daher will ich das morgen (Dienstag) mal ein wenig anschieben, dass ie Bestellung endlich mal gemacht wird. Wir müssen sowieso einen Vertrag mit 12 Monaten Laufzeit nehmen und jeder Tag ist dabei verschenktes Geld. Sind eben alles Pfeifen hier: Groß erzählen und nichts machen. Punkt 18:56 wurde wieder das Internet abgestellt. Ich war gerade am Schreiben dieses Beitrags und darf ihn jetzt auf der Festplatte zwischenspeichern. Eigentlich wollte ich ja heute (wie auch letzte Woche) Fußball per Livestream gucken. Aber das kann ich erneut knicken. Die erste Halbzeit ist gleich rum und ich habe keine einzige Sekunde gesehen. :')

Aber ist mir jetzt auch egal. Ich habe meinen Lebkuchen.

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