Sonntag, August 07, 2011

Mein Plan vom Glück

Neulich auf Facebook nachgesehen wie viele Freunde ich überhaupt habe. Mich geschämt. Nur für vielleicht 8 oder 9 habe ich schon einmal gekocht. Keine Zeit, zu viel zu tun, hab doch jetzt ein Baby, musste doch fünf große Romane schreiben, ist immer so ein Aufstand, das zu organisieren. Lauter Ausreden. Es ist eine Schande. Ich habe bis auf einige wenige bedeutsamen Ausnahmen alle meine Freundschaften auf das dämliche Facebook ausgelagert, und dort verkümmern sie jetzt. So wie ich alles andere ausgelagert habe. Wobei das ja nicht in jedem Fall ein Verlust sein muss. Einige Prinzipien halte ich jedoch aufrecht und verwehre mich gegen anderes. Das Zeitungslesen erledigt nicht mein Newsreader, das Entdecken nicht mein Twitterstrom, mein Gut- und Schlechtfinden orientiert sich auch nicht an der Schwarmintelligenz.
Für mich hat immer festgestanden, was Glück ist: ein langer Tisch, neun oder zehn Leute darum, Schulter an Schulter, so viele Teller dass es eng wird. Die Frauen tragen Sommerkleider, die Männer das Übliche: Jeans und T-Shirt. "Komm, wie du bist". Es gibt keine Musik, man braucht sie auch nicht wenn alle reden und lachen und im Fluss sind. "Wie geht's dir, was machst du, bist du glücklich?" Und wie würden es einander erzählen, alles, ohne Angst und Konkurrenzgeprotze. Ein paar hätten Kinder auf dem Schoß, die nach Ohrringen grabschen und Faxen machen. Manchmal steht einer auf und geht Runden mit dem Kind, bis es einschlafen kann. Und man kann dabei zusehen, wie sich zwei beim Reden und Essen ineinander so verknallen, dass eine Geschichte draus wird.
Das ist ungefähr meine Vorstellung vom Glück. Ich habe es nicht sonderlich häufig erlebt, was vermutlich daran liegt, dass ich mich in meinem Leben zu selten um das wirklich Wichtige kümmere, auch wenn ich mich durchaus auf einem recht guten Weg sehe. Müdigkeit, Scheu, Bequemlichkeit. Ich weiß es doch auch nicht. Es wird einem allerdings nicht leichter wenn man weiß, dass es geben kann wovon man tagträumt. Man kommt sich schäbig vor, wenn man merkt, dass man zu selten hinter den Träumen her ist.
Ich wäre bei dem ganzen Bild übrigens der Koch. Warum? Ist eben so. Vielleicht, weil in mir der Ernährerdrang steckt. Vielleicht auch damit sich, würde ich rauchen, so der Rauch mit dem Dampf der Töpfe verbünden kann. Alles wäre gut weil ich wüsste: In ein paar Stunden sitzen die Freunde um meinen Tisch und alle werden sie satt, nicht bloß vom Essen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
© [d-pa] 2006-2013