Samstag, Februar 28, 2009

Reisebericht - Teil 4

19.02.2009, Edinburgh.

1:15 Uhr. Jemand ruft wiederholt meinen Namen. Ich erwache aus dem Schlaf, unsicher, ob es real oder nur geträumt war. Es war real. Simon, der Australier, steht leicht panisch vor meinem Bett und sagt mir, dass es 7:45 Uhr sei und ich doch pünktlich um 8:00 Uhr los müsse. Durch den Schlaf noch nicht ganz bei mir, habe ich dreimal nachfragen müssen, was er denn von mir will...zumal mir der Schlaf ohnehin sehr kurz vorkam. Ein prüfender Blick auf mein Hndy und meine Uhr bestätigen mein Gefühl des kurzen Schlafes: Es war 1:15 Uhr - Simon hatte einfach nur auf die umgedrehte Armbanduhr geschaut und die falsche Uhrzeit abgelesen. Falscher Alarm also.
Nach rund 45 Minuten war ich wieder eingeschlafen.
7:15 Uhr. Mein Handywecker klingelt und der Typ, der im Etagenbett über mir liegt, fällt, wohl aus Schreck über den Vibrationsalarm, fast aus dem Bett. Unabhängig von eventuellen Verletzungen oder Todesfällen heißt es für mich aber fertig machen für den heutigen Tag, denn, und ich habe lange genug vermieden es zu sagen, mein Highland-Ausflug stand auf dem Programm! Beginn 8:15 Uhr, Ende 20 Uhr.
Um 8 Uhr war ich am Abfahrtspunkt und werde direkt in den Kleinbus hineingesetzt. 8:15 Uhr ist Abfahrt und so allmählich füllt sich der Bus. Sogar ein zweiter Bus kommt angefahren. Die Busse sind, wie gesagt, nur Kleinbusse für maximal 16 Leute. Ich saß im ersten Bus drin und schaute dem Treiben draußen auf der Straße zu. Mit ihm Bus saß ein älteres Ehepaar und wohl noch eine Studentengruppe. Irgendwann kam dann der schottische Fahrer (im Kilt) zu mir und fragte mich, da ich ja single sei, ob ich in den anderen Bus umsteigen könne, da es draußen ein couple gäbe, das gerne zusammen fahren würde. Ist mir ja schnuppe, in welchem Bus ich sitze und so wechsle ich das Gefährt. Eine schlechte Entscheidung, wie sich gleich herausstellen würde: Denn ich bekam nicht den Schotten im Kilt, sondern Angela, eine Schottin (glücklicherweise ohne Kilt) als Begleiterin. :-(
Dafür durfte ich aber ganz vorne sitzen und hatte somit den idealsten Platz im ganzen Bus. Noch dazu habe ich mich mit Angela, die aus Glasgow kommt und seit rund 10 Jahren in Edinburgh lebt, die ganze Fahrt über unterhalten. Ich muss ja sagen: Mit dem schottischen Akzent hatte ich überhaupt keine Probleme. Auch in den Städten nicht. Hat mich positiv überrascht, denn meine Schüler oder Lehrerkollegen hatten prognostiziert, dass ich absolut nichts verstehen würde. Irgendwie erinnerte mich das Schottische an Altdeutsch oder Platt. Sie sagen z.B. [hu:s] anstatt [haʊs]. Aber zurück zur Highland-Fahrt. Wir haben sicherlich alle 20-30 Minuten mal angehalten um Bilder von der schönen Landschaft zu machen. Und ich muss sagen, sie ist wirklich schön. Schöne Grasslandschaften, unterbrochen von Seen und Flüssen sowie (schneebedeckten) Hügelketten mit kleineren Bergen. Vorbei ging es auch an Doune Castle, in und an dem z.B. Monty Python's "Die Ritter der Kokosnuss" gedreht wurde.

Das Wetter war wechselhaft, Sonne und Regen gaben sich die Klinke in die Hand. Aber da wir ohnehin die meiste Zeit im Bus waren, machte das gar nichts.
Um 13:15 Uhr gab es einen längeren Stopp fürs Mittagessen. Ich habe mich für "Steak and Ale Pie" entschieden. Für englische schottische Verhältnisse wirklich gut, hat etwa wie Schmorbraten geschmeckt. Während des Essens habe ich meinen Sightseeing-Plan für meinen zweiten Aufenthaltstag in Edinburgh erstellt, denn dort blieb ich ausnahmsweise für zwei Tage. Auf dem Plan waren: Edinburgh Castle, St. Giles Cathedral, John Knox House, Scottish Parliament, Palace of Holyroodhouse, Scott Monument.
Nach dem Mittagessen ging es um 15:20 Uhr, dem verabredeten Zeitpunkt, überraschenderweise nicht weiter auf der Strecke in Richtung Loch Ness, was man nur von der Ferne aus sah, sondern wieder zurück auf dem Weg, den wir gekommen waren.
Auf der weiteren Strecke gab es jetzt nicht unbedingt Dinge zu sehen, die man vorher noch nicht gesehen hatte. Daher hätte man meiner Meinung nach die Tourdauer auf vielleicht drei Stunden reduzieren können. Aber was solls. Um 20:02 waren wir wieder zurück in Edinburgh und ich bin noch die Royal Mile abgelaufen, eine Art "Hauptstraße" in der Altstadt, die alle wichtigen Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet und zudem auch die schönen Geschäfte beherbergt (die allerdings schon alle geschlossen waren). Ziel der Wanderung war vor allem das Scottish Parliament zu finden, da ich dort unbedingt am nächsten Tag hinein wollte. Vorher gab es dafür ja noch keine wirkliche Gelegenheit, die Stadt zu erkunden. Als das Parlament erfolgreich gefunden wurde, ging es druch die winzig kleinen Mittelaltergassen zurück zum Hostel, wo um 22:10 Uhr Schlafenszeit ist.

Erkenntnis des Tages: Habe Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten! Es klappt alles wunderbar.

20.02.2009, Edinburgh.

Um 9:00 Uhr habe ich das Hostel verlassen und war um 9:15Uhr am Castle, wo ich dann bis zur Öffnung um 9:30 Uhr noch warten musste, denn so früh stehen die Rittersleute heute nicht mehr auf. Ich hatte mir vorgenommen, das Schloss nur zu besichtigen, wenn der Eintritt nicht mehr als 6 Pfund kosten würde. Denn für manche Dinge sehe ich es nicht so recht ein, Eintritt zahlen zu müssen. Verdammte Kapitalisten!
Als das Schloss geöffnet und das wartende Knäuel Touris eingelassen wurde, stand ich vor der Preistafel: Concessions 7 Pfund. Hmmm...na gut, wollen wir mal nicht so sein. Angestellt, internationalen Studentenausweis vorgelegt und ein Studententicket verlangt. Da sagt mir der Typ hinter seine Glasscheibe doch tatsächlich, dass es keine Studententickets gäbe. Hm gut, dann ein Ticket mit Ermäßigung. Gibt es auch nicht, nur mit Vorlage des entsprechenden Ermäßigungsausweises. Es würde nur dieser eine Ausweis akzeptiert, der internationale Studentenausweis allerdings nicht. Deshalb sollte ich 9,50 Pfund zahlen ... ein Preis, der nirgendwo auf der Preistafel vorkam (siehe Beweisfoto). Da ich mich nun ordentlich verarscht vorkam sagte ich dem Herrn, dass ich in diesem Falle kein Ticket benötige. "You need a ticket!" "No, thank you, in this case I don't want to visit the castle", sprachs und verschwand vom Gelände. Die sind doch nicht ganz knusper!
Vorteil: Mindestens 2 Stunden mehr Zeit fürs Sightseeing. Daher ging es nun mit meinem Reisetäschchen die Royal Mile hinunter Richtung Parlament. Vorbei ging es an der St. Giles Cathedral und dem John Knox House. Letzteres wurde abermals wegen zu hoher Eintrittspreise verlassen. Weiter zum Parlament. Dieses hat vom 16.02. bis 22.02. wegen Tagungen für Besucher geschlossen. Pffff - na toll! Als hätten die nicht das ganze restliche Jahr für sowas Zeit! Somit war auch der Parlamentsbesuch gestorben. Somit ging es weiter zum Palace of Holyroodhouse. Auch hier ist mir der Eintritt zu teuer, denn mittlerweile hätte ich schon mindestens 30 Pfund an Eintrittsgeldern hinblättern dürfen. Das Scott Monument war immerhin kostenlos, auch wenn man dort nicht all zu viel sieht. Man kann es zwar besteigen, aber...auch das kostet wieder mal. Da, bedingt durch die Touristenausbeute bereits alles auf meinem Plan abgelaufen war, entschied ich mich um 13:25 Uhr, nach Glasgow weiter zu fahren. Gerade als die Türen des Zuges schließen kommt eine Durchsage des Schaffners: "Willkommen an Bord des blabla ... dieser Zug dauert 90 Minuten bis Glasgow, auf Gleis 12 hätte es einen Sonderzug gegeben, der dauert nur 45 Minuten." Thank you for travelling with First Scottish Rail! Hätte man auch früher sagen können. Aber so hielt ich etwa alle 5 Minuten an irgendwelchen abgelegenen Bahnhöfen im schottischen Hinterland an. Um 15 Uhr war es aber geschafft: Ankunft in Glasgow.


Edinburgh

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