Montag, Juni 16, 2008

Zurück

Endlich bin ich zurück von meinem Seminar in Gummersbach. Obwohl es nett angefangen hatte, wurde es zum Ende hin doch eine regelrechte Qual - ganz besonders natürlich durch die Sitzung von 9:00 Uhr bis 22:25 Uhr.

Per Bus fuhren wir in Heidelberg los und waren nach 2,5 Stunden am Ziel - der Theodor-Heuss-Akademie. Ein herrschaftliches Gebäude, dass große Geschichte symbolisiert.
Nun ja - in meinen Gedanken zumindest. Denn so sah es von außen aus:


Ein etwas "modernerer" Bau, weit über der Stadt gelegen. Flucht nahezu unmöglich.
Innen sah es dann schon etwas edler aus, irgendwo muss das Stiftungsgeld der FDP ja hinfließen.

Die holden Damen vom Empfang


Die Panoramahalle

Mein

Zimmer

im 8. Stock...
...TV war nie an :-(

Alles sehr exklusiv - mit akademieeigener Seife...

... und Bath&Showergel Shampoo.

Kostenlos dazu gab es eine attraktive Aussicht auf die Kläranlage und den Kran, der gerade das 4-5km lange, neue Archiv der Akademie baut.

Blühende Landschaften - daran kommt nur die "wunderschöne bulgarische Landschaft" (siehe Parteiprogramm Bulgarien) vorbei.

Nach anfänglicher Begrüßung durch den Veranstaltungskoordinator Herrn Füßmann wurden wir gleich darauf hingewiesen, dass Gummersbach kein Partyort sei - das komplette Nachtleben fände in der legendären Wachholderbar statt, die sich im Keller des Hauses befindet. Na gute Nacht! Immerhin sei aber das Essen sehr gut, "fast 3-Sterne". Nun gut, schlecht war es nicht, geschmacklich aber dennoch eher gehobene Jugendherberge - auch wenn es gut aussah:

Lecker anzusehender Kuchen

Da man international agiert, gab es die Schildchen, die einem erklären, was da gerade in der Wanne liegt, trilingual:

small flour dumplings
Der erste Seminartag ging vergleichsweise human vorbei - wäre die Friedrich-Naumann-Stiftung nicht 50 Jahre alt gewesen und die Veteranen von Stiftung und FDP hätten sich selbst gefeiert.
Der Bürgermeister von Gummersbach fuhr vor und alles sämtliche weiteren Besucher lagen mit Sicherheit in der Einkommensklasse "3000+"...natürlich auf ihre Rente bezogen. Da fühlte man sich als studi ganz schön als der Bodensatz der Gesellschaft.
Unsere Teilnahme an der Feier wurde uns vorgeschrieben und somit durfte ich mir interessante Reden anhören -u.a. von Frau Dr. Monika Faßbender, Leiterin des auf dem Akademiegelände ansässigen Archivs des Liberalismus, über die Geschichte der Stiftung. Zudem wurde in Anwesenheit der Künstlerin Helga Tiemann ein selten gezeigtes Bundespräsident-Heuss-Porträt aus dem Jahr 1949 präsentiert. Frau Tiemann (die Dame in Weiß vor dem Kamin) war an dem Abend wohl recht müde. Bei der Rede von Frau Dr. Faßbender schlief sie in ihrem Sessel ein und erwachte wieder, als die Rede zu Ende war und das Auditorium applaudierte. Immerhin hat sie dann nach einem Blick nach rechts und links dann auch noch mitgeklatscht.

Musikalisch wurde die Veranstaltung untermalt von dem "Duo Acuarela" (Katrin Heller, Querflöte und Evgeny Zhidkov, Gitarre) aus Köln, das mit lateinamerikanischen Rhythmen erfreute. Unsere Gruppe wurde auch nicht vergessen, man stellte uns dem Seniorenverein (man dachte zunächst an eine Verkaufsveranstaltung von Kamelhaardecken als die Gäste ankamen) als "liberale, dynamische Führungskräfte" vor. Da hatte man immerhin nicht ganz unrecht. Später konnte man sich noch etlichen Gaumenfreuden hingeben, hinzu wurde Kölsch und sekt gereicht - jeweils mit und ohne Alkohol. Da man nun auch Teil der Veranstaltung war, griff die Studentenschaft selbstverständlich auch zu:

"Möchten Sie auch einen Sekt?"
"Ja, gerne!"
"Mit oder ohne Alkohol?"
"Ach, ich denke ich nehme mit."
So konnte dann schon mal jeder rund 6-7 Gläser für sich verbuchen und danach war das Kölsch dran. Als schon abgeräumt wurde, konnten wir den freundlichen unbd teilweise ebenfalls alkoholisierten Damen noch eine Flasche Sekt abschwatzen - Prost!
Im Anschluss ging es dann noch in die Wachholderbar, die zwar recht erbärmlich war, aber wenigstens Alkohol hatte - auch wenn man dafür zahlen musste (aber viel bedurfte es ja nicht mehr). Entsprechend dem Ende des Abends bzw. der Nacht startete man morgens um 8 Uhr wieder in den Tag.

Aber es hatten sich ja zum Glück nicht alle der Versuchung hingegeben - die 4 mitgereisten Stipendiaten schliefen schon früh und konnten dann in der Sitzung durchgehend durch besonders schlaue Fragen und Anmerkungen auf sich aufmerksam machen und den Groll auf sich ziehen. In einer Nacht habe ich sie um 1 Uhr noch in der Panormahalle getroffen, da diskutierten sie gerade über liberale Werte und Konzepte...

Man lernte aber auch die und den anderen der Normalos kennen. Zum Beispiel Timo und Moritz, die sich auch gerne mal privat auf ein Bierchen treffen, um dann über politische Theoretiker zu debattieren und einander anzuschreien, wenn man den anderen im Unrecht wähnt. Ähnlich ging es auch während der Sitzungen zu - mit geistreichen Kommentaren und Fragen. Timo überzeugte bei seinem Referat neben fundierter Kenntnis auch mit Fremdwörtern. Deshalb wieß wohl auch der Dozent darauf hin, dass diese -Zitat- "Schnöselhaftigkeit und Arroganz" eher hinderlich wäre und man etwas auch "erklären" könne anstatt es zu "explikieren".

Nun gut, mich zog es dann eher in die Gruppe, die am Abend gerne abschalten wollte nach den müßigen und anstrengenden Diskussionen. Oder, anders gesagt, die wenigstens etwas Freizeit haben wollte, nachdem die Birne mit all dem sinnlosen Geplapper gefüllt wurde. Daran wurde man zum Glück nicht gehindert - wäre es doch auch ein Eingriff in unsere liberalen Freiheitsrechte gewesen, der uns daran hindert, uns frei zu entfalten.
Also total illiberal.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
© [d-pa] 2006-2013