Mittwoch, Mai 14, 2008

Mitschnitt bringt Polizei in Bedrängnis

aus dem MaMo vom 14.05.08. Von Timo Schmidbauer - mit [dpa] ;-)


Der Mitschnitt eines Telefongesprächs zwischen einer lärmgeplagten Waldhöferin und einem Mannheimer Polizisten sorgt beim Internetportal Youtube derzeit kräftig für Lacher. Mehr als 88.000 Mal ist der knapp eineinhalb Minuten lange Beitrag bislang angehört worden. Zumindest ein Schmunzeln kann sich dabei keiner verkneifen, aber gleichzeitig stellt sich nicht nur Datenschützern die Frage, wie dieses Telefonat an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Im Präsidium in L6 sucht man derzeit nach dem Schuldigen, wie Sprecher Volker Böhm erklärt.
In der Aufzeichnung ist zu hören, wie sich die aggressive Waldhöferin in breitestem, derben Mannemerisch bei der Polizei meldet und sich über die laute Musik aus der Nachbarwohnung beschwert ("Bei mir sinn die Deller vunn de Wend gfloge"). Sie fordert einen Streifenwagen an, die Beamten sollen den Nachbarn am besten gleich "in de Knaschd" stecken, ansonsten droht sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: "Wonn ihr nix machd, geh isch riwwer unn box' äm nämlisch grad' ä mol in soi dräggisches Maul noi". Für alle, die der Regionalsprache nicht mächtig sind, läuft auf dem Bildschirm die hochdeutsche Übersetzung mit.
So weit, so witzig. Das Pikante ist nur, dass in dem Mitschnitt neben den Namen der wütenden Klägerin und des Musikfreundes auch die komplette Adrese des Hauses zu hören ist - genauso wie die bisweilen süffisante Reaktion des Polizisten am anderen Ende der Leitung, der bei dem Anruf offenbar auch nicht ganz ernst bleiben kann. Der Beamte versteht die schnell redende Frau nur ganz schwer und fragt sie deshalb etwa, ob sie vielleicht gerade ihr Gebiss nicht im Mund habe ("Hawwe' se die Zäh' hause, odda was?").

Polizeisprecher Böhm erklärt, dass das Telefonat schon rund drei Jahre zurückliegt . Auf welchem Weg die Datei an die Öffentlichkeit gelangte, das sei derzeit noch nicht bekannt. "Bei uns laufen Ermittlungen, um den Schuldigen ausfindig zu machen. Wir bedauern den Vorfall."
Verrat von Dienstgeheimnissen und Verstoß gegen Datenschutz-Richtlinien...für den Schuldige, so betont Böhm., werde die Sache straf- und beamtenrechtliche Konsequenten haben. Aber auch der Beamte am Telefon habe sich "im Ton vergriffen". Mit ihm gab es ein "klärendes Gespräch" . Bei der Frau habe man sich entschuldigt.

Bis Ende 2007 sind Notrufe laut Böhm noch auf DVDs gebrannt, sechs bis acht Wochen aufbewahrt und dann überschrieben worden. Hier hat sich dann wohl jemand eine Kopie gezogen, nur ein enger Kreis habe Zugang gehabt. Inzwischen werden die Anrufe für ein halbes Jahr auf einem Server gespeichert. "Hier könnte man dann sofort nachvollziehen, wenn jemand zugreift."

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