Jeder aufmerksame Besucher von Zoos und Zirkussen hat bestimmt schon
Verhaltensstörungen und Stereotypien bei den verschiedensten Tierarten
gesehen. Giraffen und Kamele etwa, die immer wieder die Gehegestange an der
gleiche Stelle ablecken oder Raubtiere, die immer am
Gehegegitter auf und ab gehen und eben Elefanten, die ihren Kopf rhythmisch hin und her
bewegen. Sowas nennt man auch "Ausgleichsverhalten" und das kommt vor, wenn die Tiere in Gefangenschaft nicht das machen können, was sie in freier Wildbahn machen können. Es herrscht quasi eine Reizarmut aufgrund des Mangels an täglichen Herausforderungen denen sich die Tiere in der Wildnis stellen müssen.
So ungefähr geht es mir gerade. Freizeit = 0, Sozialleben = 0,25, ständig den Kopf in Bücher oder Aufzeichnungen gesteckt - ich bereite ich mich auf meine Prüfungen vor. Übernächste Woche ist es soweit und bis dahin habe ich regulären Unterricht und
muss darf zu allem Überfluss auch noch eine Lektüre mit meinen 10ern lesen. Weil meine Kollegin, mit der ich die Klasse teile, in ihrer Lehrprobe eine Lektüre unterrichten wollte, habe ich ihr die Auswahl überlassen. Nun lese ich "
Holes" von Louis Sachar. Nicht so knorke, aber viel störender ist, dass ich das Buch parallel mit den Schülern mitlesen muss. Da geht wieder Zeit flöten. Und man überlegt zweimal, wie viel man den Schülern zu lesen aufgibt.
Jedenfalls saß ich heute, am Nachmittag vom 27-Stunden-Dienst im Nebenjob zurückgekehrt und um 6,40€ Fahrtgeld für die Bahn erleichtert, auch wieder den ganzen Tag an der Prüfungsvorbereitung dran. Die Zeit eilt und zwischenzeitlich werde ich auch ein wenig
aggro. Oder ich werde innerlich so unruhig, sodass ich ständig aufstehen und rumlaufen will. Schrecklich. Hier an meinem Schreibtisch fühle ich mich wie eines dieser Tiere im Zoo. Und ich muss sagen, so ganz falsch ist dieser Vergleich gar nicht. Was bin ich froh, wenn der Abend des 10. Mai anbricht und das Martyrium -abgesehen von der danach beginnenden, sinnlosen Modulphase am Seminar- endlich vorbei ist.
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