Schreibfaulheit nennt man das wohl, was mich die letzten Tage überkam. Daher eine kurze Sendepause die nicht unbedingt bedeuten muss, dass nichts passiert sei in meinem langweiligen Leben.
Zunächst einmal zu meinem kleinen Balkan-Ausflug mit Juli und Adnan: Schön war's und eine prima Erfahrung. Mit dem Auto ist es irgenwie lustiger als mit dem Flugzeug und man kann überall anhalten. Wenngleich ich die Geschwindigkeit eines Flugzeugs nicht weniger schätzen möchte.
Da ich noch immer etwas schreibfaul bin, hier eine Kurzfassung unseres Roadtrips:
Los ging es am 29.12. und kurz hinter München kam das Auto in meine Gewalt - bis 236km vor Split in Kroatien. Es gab unterwegs leichte Probleme mit dem Auto, diese waren aber wohl auf schlechtes Benzin aus Österreich zurückzuführen.
[Einige Autostunden später] Endlich angekommen in Makarska an der kroatischen Adriaküste. Die Sonne lacht bei geschätzten 18°C, im Vergleich zu England oder Deutschland ein wahrer Traum. Während meine Mitreisenden es vorzogen, kurz nach unserer Ankunft auf der Terrasse zu schlafen, ging ich an den Strand und lief dort am Wasser entlang - für vier Stunden. Als ich wieder zurückkam, ging es gemeinsam in die Stadt.
[Ein Tag später]
Silvester! Zum angemessenen Start ins neue Jahr wurde kurzerhand ein Boot gekapert und auf offener See das von der städtischen Kulisse ausgehende Feuerwerk bewundert.
[Ein Tag später]
Abreise Richtung Bosnien-Herzegovina. Nach einem letzten Stopp in der traditionsreichen, kroatischen Hafenstadt Plo
če überquerten wir die kroatisch-bosnisch-herzegovinische Grenze und kurz danach war es an mir, den Wagen zu lenken. Aufgrund nicht vorhandener Ausschilderung leider etwas zu schnell - was in einer Bestechung der Polizei resultierte.
[Etwas später]
Willkommen in Mostar! Schöne, alte Stadt mit muslimischem und christlichem Stadtteil. Nach einem Stadtrundgang und einer heißen Schokolade (die Temperaturen waren knapp über dem Gefrierpunkt) ging es weiter in Richtung Sarajevo.
[Etwas später]
Ah! Sarajevo! Am ersten Abend zog es uns in das Nachtleben der Stadt, am nächsten Morgen mussten wir mit Tränen in den Augen feststellen, dass man unser vor unserem Haus parkende Auto geschändet und durch eine eingeschlagene Scheibe ein Mobiltelefon entwendet hatte - obwohl das komplette Auto zuvor von uns ausgeräumt wurde. Demnach wurde nahezu der gesamte Tag darauf verwendet, eine neue Scheibe zu finden, die sich, wie von Geisterhand, in einer illegalen Werkstatt auftreiben ließ. 30 Euro für Material und Einbau, in Deutschland kostet allein die Scheibe mindestens 200 Euro. Echtes Schnäpple also.
Als wir am späteren Abend wieder nach Sarajevo zurückkehrten, ging es vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten, die jedoch am
Folgetag, dem Sonntag, bei Tageslicht nochmals besucht und photographisch festgehalten wurden.
Montag. Abreisetag.
Problem: In der Nacht funktioniert das Auto nicht mehr, Batterie leer. Ein evident suizidiales Anschieben des Wagens brachte keinen Erfolg, weshalb man einen freundlichen Autofahrer anhalten musste, um per Überbrückung wieder Lebensgeister in die Batterie zu bekommen. Positiver Nebeneffekt: Das damit notwendige Herumfahren zum Aufladen der Batterie resultierte in schönen Blicken über das Lichtermeer der Stadt.
[3 Stunden und keine Minute Schlaf später]
Aufstehen zum Abflug.
[2 Stunden später]
Cáo Sarajevo! Los geht's in der Propeller-Maschine von Croatia Airlines. Zunächst in die kroatische Hauptstadt Zagreb, dann im Airbus A319, ebenfalls von Croatia Airlines, wieder in die "Heimat".
[10:00 Uhr Ortszeit]
Ankunft nach 30 Minuten Verspätung wegen Flugzeug-Enteisung in Zagreb.
Bilder an bekannter Stelle einsehbar.
Rückblick:
Schöner Abenteuertrip, professionelle Abwicklung, tolle Erfahrung, grandiose Mitreisende. Ich danke vielmals - bis zum nächsten Mal...in Kairo!
Vielleicht sollte man doch die Fähre aus Griechenland nehmen...Israel reizt mich derzeit eher weniger.
Zur Gedankenanregung:
Besonders "beeindruckend" fand ich die teilweise noch sichtbaren Zeichen des Bosnienkrieges. Es ist schwer in Worte zu fassen...impressive and shocking at the same time.
Zum ersten Mal, verwöhnt wie man heutzutage ist, mit dem Schrecken des Krieges konfrontiert, der nun, etwa in Form eines komplett zerstörten oder von Einschusslöchern übersäten Hauses, geradezu vor einem steht, konnte ich mir in Gedanken ausmalen wovon im Fernsehen früher immer die Rede war, wenn zwischen 1990 und 1995 in den Nachrichten immer wieder irgendwelche Städtenamen fielen - wie etwa Sarajevo oder Srebrenica. Alles wurde plötzlich greifbar, real und nicht mehr durch das Fernsehen so distanziert dargestellt oder einfach nur in einer Randmeldung nebenbei erwähnt.
Was mag wohl mit der Familie passiert sein, die in diesem Haus lebte? Wie mag das städtische Leben während der mehrjährigen Belagerung Sarajevos gewesen sein?
Ich kann es mir zwar vorstellen - aber wirklich empfinden wohl kaum. Da bekommt "Nie wieder Krieg" für mich einen anderen Stellenwert.