Donnerstag, Februar 07, 2013

Raffinierte Stunde

Heute war mein ein etwas anderer Arbeitstag. Angefangen damit, dass ich mit dem neuen Auto den Schulweg antreten musste. Aber das ist an scih gar nicht so spektakulär.
Vielmehr waren es die ersten beiden Unterrichtsstunden. Da hatte ich eine Doppelstunde Englisch in der Oberstufe. Schon am Montag hatten mich die Schüler darüber in Kenntnis gesetzt, dass am Mittwoch "Hexenrummel" sei und am Donnerstag nicht mit sonderlich viel Leistung zu rechnen sei. Viel mehr würden sie kostümiert und alkoholisiert auftauchen. Weil das schulintern bekannt ist, wird ab der 3. Stunde ein Oberstufenturnier im Volleyball durchgeführt. Es gebührt den Gesetzen der Logik, dass ich unter diesen Voraussetzungen angehalten wurde, die ersten beiden Stunden abzuhalten, denn ausfallen durften sie nicht. So kramte ich im Archiv und zeigte einen Film.

Und siehe da, als ich zum Klassenraum kam, standen da wirklich verkleidete junge Menschen: Cowboys und -girls, Urmel, ein Panzerknacker und andere Verkleidungen, die ich jedoch nicht erkannte. Ein Schüler begrüßte mich wild fuchtelnd mit seiner Zahnbürste im Mund. Zahnhygiene muss eben sein. Besagter Schüler war es dann auch, der die Filmvorführung ein wenig beeinträchtigte. Sowohl olfaktorisch durch seine nicht unerhebliche Fahne, sondern auch auditiv durch ständiges Schwätzen. Kurzum: Man hat vom Film nicht viel mitbekommen, da er ständig am Reden war und dabei den Film samt Ausgang erzählte sowie Filmszenen kommentierte. Will Smith sei zudem raffiniert und man solle nur einmal schauen, wie schief er die Kappe trüge. So nahm das alles seinen Lauf und während der Schüler innerhalb der Stunde insgesamt 4x seinen Geldbeutel fand 2x darüber verwundert war, dass er eine Zahnbürste dabei hatte, torkelte er ab und an mal nach draußen, weil er auf die Toilette müsse. Nach etwa 5 Sekunden kam er dann wieder rein, da er "doch nicht pissen" müsse. Aus Gründen der Bequemlichkeit zog er auch die Schuhe aus, um ca. 2 Minuten später entsetzt festzustellen, dass er gar keine Schuhe mehr anhabe und sie wohl in der Nacht verloren haben müsse. Er betrachtete im Verlauf der Stunde sogar den Boden etwas genauer und lag mehr oder weniger "zusammengeklappt" auf seinen Beinen. Ich überlegte, ob hier vielleicht nicht medizinisch eingegriffen werden müsste, aber solange der Knabe noch wie ein Wasserfall plapperte, konnte es nicht so schlimm sein. Schlimmer wäre eher, wenn man ihn zum Ausnüchtern nach Hause schickte und er eigenständig den Heimweg antitt.
 Kurz darauf lag er sich auf dem Rücken und ließ die Welt wissen, dass er ja ein ziemlich lustiger Geselle sei, aber beim Ficken keinen Spaß verstünde. Als sei das des Fremdschams noch nicht genug, durfte ich ebenfalls an der Info "Oh, ich glaub' ich hab' mir eben in die Hose gekackt!" teilhaben.

Weil irgendwann auch ich als "raffiniert" galt, schenkte mir der Schüler irgendein Bild von sich mit mir unbekannten Freunden. Und da er beim späteren Turnier als Schiedsrichter fungieren musste, entledigte er sich im Klassenzimmer seines Panzerknackerkostüms und verwandelte sich in einen Arzt. Danke Gott, dass du mir ermöglicht hast, diesen Schüler bis auf die Boxershort bekleidet sehen zu können. Dennoch zog ich es wie die anderen Schüler vor, den Blick leicht angewiedert abzuwenden.
Zur zweiten Stunde gesellte sich eine weitere Schülerin leicht verspätet hinzu, wieder 5 Minuten später kam ein weiteres Mädel rein, das sehr bunt geschminkt war. Erst dachte ich, die Dame habe sich in der Tür geirrt, dann erkannte ich unter all der Schminke jedoch einen meiner Schüler - als Transe verkleidet. 10 Minuten vor Unterrichtsschluss kam sogar noch ein weiterer meiner Schüler vorbei - als Panzerknacker.
Da auch die schönste Sache der Welt erfreulicherweise irgendwann ihr Ende nimmt, klingelte es pünktlich um 9:15 und ich durfte mich in die erste große Pause sowie anschließend in eine 7. Klasse begeben. Inmitten des Pausenhofes hörte ich vom Lehrerzimmer aus noch mehrfach einen Schüler schreien, dass ein Lehrer, dessen nahmen identisch mit meinem war, total raffiniert sei. Na der wird sich freuen!

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