Am Samstag war ich mal weg. Dem Alltag entfliehen und mir dabei ordentlich die Kante geben. Überfällig war es. Nach all den Höllenqualen des Referendariats und seiner Willkürmaschinerie. Die letzten Prüfungen sind absolviert und wahrlich zufriedenstellend verlaufen, jetzt können die mir nichts mehr - das Staatsexamen ist in der Tasche. Das bringt mich einem Job zwar nicht näher, aber ein gutes Gefühl ist es allemal. Da sich auch Ms Columbo über das Staatsexamen freute, haben wir uns einfach zusammengetan - schließlich bot das hinreichende Vorteile. Ich hatte zwar vergessen, dass am Samstag das Champions League-Finale anstand, aber auch das war kein Problem: Wir haben es einfach gemeinsam geschaut. Wie ich unkomplizierte Menschen doch liebe!
Nach Verlängerung, Elfmeterschießen und erfolgreichem Verlieren der Münchener Bayern ging es in den örtlichen Musikschuppen. Eine "90er Party" ließ das Werbeplakat verlautbaren. Als musikalisches Kind der 80er eigentlich nicht so meins, aber was soll's. Die Musik war ohnehin zweitrangig. Und im Nachhinein auch nicht wirklich gut.
Schon 3m nach dem Eingang folgte das, was ich ob der Lokalität befürchtet hatte: Ich wurde angesprochen. Das ist per se natürlich erst mal etwas Positives, nur sollten es vielleicht nicht unbedingt Schüler der eigenen Schule sein. Schließlich wollte ich an diesem Tag meine Vorbildfunktion marginal beiseite legen. Immerhin: Der Schüler kam aus der Kursstufe 2 und kannte mich deshalb nur vom Sehen. Daher verabschiedete ich mich schnellstmöglich um im Laden selbst Ausschau zu halten. Erfreulicherweise gab es dort keine bekannten Gesichter. Bedauerlicherweise aber auch keine hübschen. Just als die Stimmung und damit der Akoholpegel auf dem Höhepunkt waren, kamen zwei Mädels zu mir, die mich, wie sie sagten, schon längere Zeit beobachteten und unsicher waren, ob sie mich ansprechen sollten. Gott sei Dank taten sie es! Anders als erhofft wurde ich jedoch auch von ihnen auf mein Berufliches reduziert: "Bist du nicht hier an der Schule?" Hmpf.
Also trank ich mein Glas leer, ließ ein anderes Mädel, das wohl tatsächlich mit mir tanzen wollte, stehen und brachte Ms Columbo nach Hause. Um 5 sind wir ins Bett, um 10 war ich schon wieder auf.
Erfreulicherweise habe ich unter Akoholeinfluss eine hocheffektive Kurzschlafphase. Entgegen meiner Erwartungen fielen mir auch im Laufe des Tages die Augen nicht zu und ich konnte mich an die Unterrichtsplanung machen. Was bleibt: Die Erinnerung an die Niederlage der Bayern und einen gelungenen Abend. Schon vereinbart ist eine Weinverkostung mit Ms Columbo in meinem Weinkeller. Auch das versrpicht lustig zu werden.